Der letzte seiner Zunft
Fritz Lattka war Messerschmied und ein weit über Görlitz hinaus bekannter Handwerksmeister. Im Alter von 87 Jahren starb er.
10.06.2016 Von Ralph Schermann
Meister Fritz Lattka zeigte 2004 im Bayrischen Rundfunk, was er kann.
Weihnachten 2004 zeigte das Bayerische Fernsehen einen besonderen Film. Für seine Reihe „Der letzte seines Standes“ fuhr Regisseur Benedikt Kuby bis nach Görlitz. Kein Sachsen-TV, sondern ein Münchener würdigte hier den letzten Messerschmied, Fritz Lattka auf der Weberstraße. 2007 ging der 1929 geborene Meister nach 60 Arbeitsjahren in Rente. Am 1. Juni 2016 starb er.
Als er in den Ruhestand ging, war ein besonderes Ziel erreicht. Damals erreichte die Chronik das Jahr 100 des traditionsreichen Familienunternehmens. Einziger Wermutstropfen für Fritz Lattka: Mit dem Fortzug des Enkels blieb die Messerschleiferei nicht mehr „in Familie“. Die Firma aber gibt es immer noch, verpachtet und mit Michael Kloppe, einem langjährigen Firmenmitarbeiter, als Geschäftsführer.
Fritz Lattka war 18, als er seine Lehrjahre bei Obermeister Roch auf der Jakobstraße abschloss und 1947 einstieg in die Firma von Vater Alfred, gegründet 1907 von Großvater Anton. Seit 1951 selbst Meister, bildete er aus, doch den Beruf des Messerschmiedemeisters gibt es gar nicht mehr. Doch ob Meister oder Geselle, Fritz Lattka legte stets Wert darauf, dass in seiner Firma der „kleine Mann“ genauso korrekt bedient wird wie der Oberbürgermeister, auch wenn in der DDR-Zeit trotz bis zu sieben Mitarbeitern die Wartezeit in der Schleiferei bis zu drei Monaten betrug. Für Fritz Lattka, dessen Name und Firma jedem Görlitzer ein guter Begriff war und der seinen Lebensabend auf dem privaten Grundstück in Liebstein verbrachte, gibt es nun keine Wartezeiten mehr. Das Auftragsbuch seines Lebens ist geschlossen.